Im Oktober bestimmte zunächst noch der für Mitteleuropa typische Wechsel von Hoch- und Tiefdruckgebieten das Wetter in Deutschland. Dann aber stellte sich mit nur wenigen kurzen Unterbrechungen eine blockierende Hochdrucklage ein, die nun Mitte November ihr Ende findet.
Hoch Werner 13.-23.10. Hoch Xelat 23.-28.10. Hoch Yürgen 28.10.-02.11. Hoch Zayyan 2.-10.11. Hoch Azzedine 10.-15.11.
Ein Hoch löst das andere ab, Ausschnitt aus den Bodenwetterkarten des Deutschen Wetterdienstes, jeweils 00 UTC, Quelle: www.wetterpate.de
Nahezu immer lag der Schwerpunkt dieser Hochdruckgebiete auch über Deutschland, meist reichte ihr Einfluss über Mitteleuropa vom Nordatlantik bis zum Schwarzen Meer. Häufig fand sich im Strömungsmuster im 500 hPa-Niveau das klassische Omegamuster als Kennzeichen dieser blockierenden Hochdrucklage.
Blockierende Hochdrucklage
Omegalage, Hochkeil flankiert von zwei Höhentiefs, 500 hPa-Karte, 18.10.2024, 00 UTC, Quelle: www.berliner-wetterkarte.de
Ein Hochkeil schiebt sich im 500 hPa-Niveau weit nach Norden und wird an seinen Rändern jeweils von einem Höhentief flankiert, sodass die Strömung in Form des griechischen Buchstaben Omega verläuft. Warme Luft wird an der Westseite nach Norden transportiert, kalte Luft strömt östlich des Hochkeils nach Süden. Die meist herrschende Westdrift von Tiefdruckgebieten wird damit blockiert.
Welches Wetter bringt ein Hochdruckgebiet?
Im Sommer steht ein Hochdruckgebiet durch absinkende Luftbewegung in seinem Zentrum für Wolkenarmut und damit viel Sonnenschein am Tag. Das Hoch “Michaela” im August 2003 ist ein Beispiel für ein sehr stabiles Sommerhoch bei einer Omegalage mit Temperaturmaxima über 40°C. Die Hitzewelle betraf damals vor allem Frankreich und Deutschland, aber auch die Schweiz und die Iberische Halbinsel.
Im Herbst aber beherrscht die nächtliche Ausstrahlung in wolkenarmen Hochdruckgebieten die Temperaturentwicklung. So kann die Luft in Bodennähe auskühlen und, sofern ihre Temperatur unter den Taupunkt sinkt, bildet sich vielfach Nebel. Da die Nächte im Vergleich zum Tag nach dem Äquinoktium zu Herbstbeginn länger werden, löst sich Nebel zunehmend später auf oder hebt sich als hochnebelartige Bedeckung mit Tagesbeginn vom Boden ab.
Auf den Bergen dagegen herrscht strahlender Sonnenschein bei wolkenlosem Himmel, wie die Beispiele vom 01.11.2024, 09 UTC, unter Hoch “Yürgen” zeigen.
Dauergrau über Berlin, Blick vom Wetterturm auf dem Fichtenberg in Berlin-Steglitz, Wetterstation Berlin-Dahlem,
Institut für Meteorologie, FU Berlin, 01.11.2024, 09 UTC, Blickrichtung Nord-Nordost
(Quelle: http://www2.flugwetter24.de/webcam/metfubcm01/#/2024/11/01/0900)
Sonnenschein auf dem Brocken im Harz, 01.11.2024, 09 UTC, Blickrichtung Ost
(Quelle: https://cams.skigebiete-test.de/images/ecu/content/c_webcam/181601/archive/2024/11/01/10/archived_l.jpg)
Inversion
In herbst- als auch in winterlichen Hochdruckgebieten können sich die beiden Effekte verstärken, die zu einer Inversion führen, also einer Umkehr der normalerweise in der Atmosphäre herrschenden Temperaturverhältnisse mit abnehmender Temperatur in zunehmender Höhe:
- Ausbildung einer kalten und damit schweren Luftschicht in Bodennähe durch nächtliche Ausstrahlung bei Wolkenarmut im Hochdruckgebiet und
- Erwärmung der absinkenden Luft mit Ausbreitung der Warmluft oberhalb der Kaltluftschicht.
Inversion in herbstlichen Hochdruckgebieten durch nächtliche Ausstrahlung und durch Absinken der Luft
Die Temperatur nimmt in der untersten Luftschicht mit der Höhe somit nicht ab, sondern zu oder bleibt konstant, wie der Radionsondenaufstieg z.B. am 01.11.2024, 06 UTC, in Lindenberg, südöstlich von Berlin zeigt. Unten liegt kalte und feuchte Luft, bis etwa 800 m steigt die Temperatur mit der Höhe an, darüber liegt deutlich trockenere Luft, die Temperatur nimmt dann mit der Höhe weiter ab.
Radiosondenaufstieg, 01. November 2024, 06 UTC, Station Lindenberg (WMO ID: 10393) (Daten: DWD)
Die Wettermeldungen vom 01.11.2024 um 09 UTC zeigen die Verhältnisse im Tiefland und am Mittelgebirgsgipfel. Die Lufttemperatur in Berlin-Dahlem (51 m Höhe) war gleich der Lufttemperatur auf dem Brocken (1135 m Höhe). Gleichzeitig war die Luft bei strahlendem Sonnenschein auf dem Gipfel des Harzes deutlich trockener (Taupunkt 4,8°C im Vergleich zu 8,9°C), wobei sich in Berlin-Dahlem feuchter Dunst und eine Stratuswolkendecke gebildet hatte.
Wettermeldungen vom 01.11.2024, 09 UTC, (Daten: DWD, Quelle: www.berliner-wetterkarte.de)
Sonnenscheinbilanz
Durch die anhaltende Hochdrucklage ragten nicht nur die Alpengipfel sondern auch die Berggipfel der deutschen Mittelgebirge in diesem November häufig aus der Nebel-/Hochnebelschicht heraus. In der Summe bis zum 15.11. kamen dadurch vielfach mehr als 6 Stunden Sonnenschein am Tag zusammen. Knapp 73 Stunden waren es in der ersten Novemberhälfte auf dem Brocken im Harz, fast 95,5 h auf dem Großen Arber im Bayerischen Wald, nahezu 135 Stunden auf der Zugspitze in den Alpen.
Sonnenscheindauer, Summe vom 01. bis 15.11.2024, (Daten: DWD, Quelle: www.meteoiq.com)
Am unteren Ende der Liste steht Alzey in Rheinhessen mit nur 1 Stunde und 2 Minuten. Weniger als 5 Stunden zeigte sich die Sonne sonst noch in Fritzlar, Dillingen/Donau-Fristingen, Bad Dürkheim, Bad Kreuznach, Augsburg als auch auf Helgoland.
Umstellung der Wetterlage
Das Hochdruckgebiet “Azzedine” war nun das letzte in der Reihe von Hochdruckgebieten in diesem Herbst. Die numerischen Vorhersagen errechnen einen Trog, der sich vom Norden Europas her nach Süden ausbreitet und Kaltluft aus polaren Breiten mit sich bringt.
36 h-ICON13-Modellvorhersage, 500 hPa-Niveau, Deutscher Wetterdienst, für 17.11.2024, 12 UTC, Quelle: www.wetter3.de
Im Bodenniveau erfasst das Orkantief “Pauline” mit Zentren über Nordeuropa mit seiner Kaltfront auch Deutschland und bringt am Sonntag im Norden Gewitter, in den Mittelgebirgen Schnee, in der Nacht zu Montag dann fällt auch in den Alpen Neuschnee.
36 h-ICON13-Modellvorhersage, Boden-Niveau, Deutscher Wetterdienst, für 17.11.2024, 12 UTC, Quelle: www.wetterpate.de
In der Höhe etabliert sich ein umfangreiches Tief mit Kern über dem Süden Skandinaviens, das angefüllt mit Kaltluft bis an die Alpen reichen soll. Ein Garant für Schauer und Gewitter mit Schnee und Graupel.
108 h-ICON13-Modellvorhersage, 500 hPa-Niveau, Deutscher Wetterdienst, für 20.11.2024, 12 UTC, Quelle: www.wetter3.de
Schon am Mittwoch ist das nächste Sturmtief da, Tief “Quiteria” erfasst weite Teile Europas mit Sturmböen, in exponierten Lagen an den Küsten und in Hochlagen der Mittelgebirge auch Orkanböen. Eine mindestens wettermäßig turbulente zweite Novemberhälfte startet.
108 h-ICON13-Modellvorhersage, Boden-Niveau, Deutscher Wetterdienst, für 20.11.2024, 12 UTC, Quelle: www.wetterpate.de
Sturmanalyse
Das letzte Sturmtief über Deutschland liegt schon über einen Monat zurück. Am 13.10.2024 fegte Tief “Helma” mit Windböen bis Stärke 9, ganz vereinzelt 10 Beaufort vor allem über die Nordhälfte des Landes hinweg.
Sturmanalyse, 13.10.2024, Quelle: MeteoIQ
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