Rekordwarm – zu nass – recht sonnig
In der Jahresbilanz fiel 2024 in Deutschland deutlich zu warm aus.
Laut den Angaben des Deutschen Wetterdienstes lag die Mitteltemperatur mit 10,9 °C um 1,6 K über dem Durchschnitt für die 30jährige Vergleichsperiode 1991-2020. Es war seit Beginn der Messungen 1881 damit das wärmste Jahr bisher. Im Vergleich mit der von der Weltorganisation für Meteorologie festgelegten Standard-Referenzperiode 1961-1990 war das Jahr im Mittel sogar um 2,7 K zu warm.
In allen Monaten übertrafen die Monatsmitteltemperaturen die entsprechenden Normalwerte 1991-2020.
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Monatsmitteltemperatur, +, – : Relation zum Normalwert 1991-2020, Daten DWD
Das Jahr 2024 war hinsichtlich der gefallenen Niederschlagsmenge zu nass, 903 l/m2 waren es im deutschlandweiten Durchschnitt und damit 114 % des Normalwertes 1991-2020.
Die Sonne zeigte sich etwas überdurchschnittlich häufig, in der Summe brachte sie knapp 1700 Stunden und damit 2 % mehr als es dem Durchschnitt 1991-2020 entspricht.
Beide Größen zeigten im Jahresgang bezogen auf die monatlichen Normalwerte ein recht variables Verhalten mit deutlichem Niederschlagsüberschuss aber auch recht trockenen Perioden, ebenso wie sehr sonnigen Tagen als auch wochenlang trübem Himmel.
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Monatswerte Niederschlag, Sonnenschein, +, – : Relation zu den Normalwerten 1991-2020, Daten DWD
Monatliche Besonderheiten
Januar
Das Jahr 2024 begann mit der Fortsetzung der Hochwasserlage in den Einzugsgebieten der Flüsse Weser, Ems und Elbe, die ihren Anfang in hohen Regenmengen ab der letzten Dekade des Dezember 2023 hatte. Die Niederschläge im Bereich des Tiefs „Annelie“ zwischen dem 01. und 05.01.2024 trafen auf gesättigte Böden und trugen dazu bei, dass vor allem im Nordwesten Deutschlands die Überschwemmungen nur langsam zurückgingen.
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Niederschlagszeitreihen der Flusseinzugsgebiete Ems und Weser auf Basis von HYRAS-DE-PRE (v5.0)
für den Zeitraum 19.12.2023 bis 5.1.2024, Quelle: DWD, Hydrometeorologie, Datenstand 9.1.2024
Teilweise kamen in den ersten fünf Tagen des Monats in Niedersachsen mehr als die Hälfte bis fast die ganze im Januar zu erwartende Monatssumme an Niederschlag zusammen.
Februar
Der Februar 2024 stellte mit einer Mitteltemperatur von 6,6 °C einen neuen Rekord für den letzten meteorologischen Wintermonat auf. Verantwortlich für die Wärme war nicht etwa viel Sonnenschein, eher verhinderte vielfach eine Wolkendecke die nächtliche Auskühlung der unteren Atmosphäre. Darüberhinaus fand subtropische und sogar tropische Luft häufig ihren Weg nach Deutschland.
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Tief „Rixa“ lenkt subtropische und tropische Luft nach Mitteleuropa, 850 hPa-Analyse, 16.02.2024, Quelle: Berliner Wetterkarte
Am wärmsten wurde es im Süden Deutschlands, wie die Liste der wärmsten Orte des Monats zeigt. Im bayerischen Rosenheim wurde mit einer Höchsttemperatur von 18,8 °C am 16.02.2024 der bisherige Dekadenrekord vom 16.02.1998 erreicht.
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Orte mit mehr als 18 °C im Februar 2024 , Quelle: MeteoIQ
Schnee war dagegen Mangelware, selbst in den Alpen gab es nur sehr wenige Tage mit einer Schneedecke. Nur die Hochlagen waren schneesicher.
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Zahl der Tage mit einer Schneedecke im Februar 2024, abgeleitet aus Satellitenmessungen, Quelle: DWD
März
Zwar wechselten sich im März Hoch- und Tiefdruckgebiete über Deutschland ab, doch lieferten die Tiefs meist nur dem Westen des Landes Niederschlag. Der Osten dagegen wies ein deutliches Defizit auf, vereinzelt wurden kaum 10 l/m2 (Dresden-Klotzsche 9,3 l/m2) registriert. Mit deutschlandweit nur 46 l/m2 war der März der trockenste Monat des Jahres.
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Niederschlagshöhe im März 2024, Quelle: DWD
April
Obwohl der Monat wie seine Vorgänger zu warm endete, gab es im Verlauf eine große Amplitude bei der Temperatur. Nach anfänglich sommerlichem Start mit einem Heißen Tag im Oberrheingraben folgte ab der Monatsmitte ein deutlicher Temperaturrückgang mit Nachtfrost und Schnee in den Mittelgebirgen in der letzten Dekade. Zum Monatsende kehrte dann der Sommer wieder zurück nach Deutschland.
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Tagesmitteltemperatur, Essen, April 2024, Quelle: DWD
Mai
„Kühler Mai und nass, füllt dem Bauern Scheun und Fass“, so lautet eine der Bauernregeln, die sich mit den Witterungsbedingungen für eine gute Ernte befassen. Kühl war der Mai 2024 nun keinesfalls, vor allem milde Nächte sorgten dafür, dass sich der Monat in die Reihe der warmen Maimonate an fünfter Stelle seit 1881 einreihte.
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Mitteltemperatur im Mai, Gebietsmittel, 1881-2024, Quelle: DWD
Für Nässe sorgte eine nur zu den Eisheiligen von einem Hochkeil unterbrochene stabile Tieflage. Dieser Hochkeil sorgte an den Eisheiligen, die zum Ende der ersten Maihälfte eher für die letzten Frostnächte des Frühjahrs stehen, für viel Sonnenschein bei sommerlichen Temperaturen. Davor und danach aber führte tiefer Luftdruck in der Höhe immer wieder zu zum Teil unwetterartigen Niederschlägen, teils fiel in kurzer Zeit die gesamte Monatsmenge. So kam es u.a. am 02.05.2024 im Bereich des Bodentiefs „Flurina“ lokal zu Starkregen von über 50 l/m2.
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Starkregenanalyse, 02.05.2024, Quelle: Meteoarchiv
In der zweiten Monatshälfte intensivierten sich die Niederschläge noch weiter. Im Gebietsmittel kam der Mai 2024 mit 125 l/m2 damit auf Platz 3 seit 1881.
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Niederschlagssumme im Mai, Gebietsmittel, 1881-2024, Quelle: DWD
Markant waren die Niederschläge im Saarland mit 229 l/m2, d.h. 300 % des normalen Monatsniederschlags, allein 81,3 l/m2 fielen am 17.05.2024 am Flughafen Saarbrücken, 128 l/m2 an einer privaten Station in Eiweiler. 102,6 l/m2 waren es sogar im rheinland-pfälzischen Pellingen. Das verantwortliche Tief „Katinka“ zog unter Abschwächung nach Norden und brachte somit auch der Nordhälfte Deutschlands noch einiges an Niederschlag.
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Starkregenanalyse, 17.05.2024, Quelle: Meteoarchiv
Wechselhaft und immer wieder von Niederschlägen begleitet, ging der Monat weiter, bevor zum Monatsende die Tiefdruckgebiete „Orinoco“, „Quirina“ und „Radha“ eine Dauerregenperiode in Süddeutschland einleiteten, die zu einem Jahrhunderthochwasser vor allem im Einzugsgebiet der Donau führte.
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Regen bringende Tiefdruckgebiete über Deutschland, Bodenwetterkarte, 31.05.2024, 00 UTC, Quelle: Berliner Wetterkarte
Juni
So wie der Mai endete, startete der Juni, nass. Das Tiefdruckgebiet „Radha“ drehte sich Vb-mäßig über Mitteleuropa ein, aus dem anfänglichen Dauerregen wurden lokal heftige Schauer, die das Hochwassergeschehen punktuell verstärkten.
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Wasserstand der Donau am Pegel Ingolstadt-Luitpoldstraße im Jahresgang 2024, Quelle: Hochwassernachrichtendienst Bayern
Zwischen dem 30.05.2024, 06 UTC, und dem 04.06.204, 06 UTC fielen verbreitet mehr als 100 l/m2, zum Teil war es örtlich sogar mehr als die doppelte Menge.
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120-stündige Regenmengen, 30.05.2024 bis 04.06.2024, 06 UTC, Quelle: MeteoIQ
Nur allein die Niederschlagsmengen vom 31.05.2024, 06 UTC, bis zum 02.06.2024, 06 UTC, wiesen Wiederkehrzeiten von 100 Jahren auf.
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Lokale Wiederkehrzeiten der zweitägigen Niederschlagsmenge für die Periode vom 31. Mai
bis zum 02. Juni 2024 (jeweils 06 UTC), für welche die Jahrhundertniederschläge (dargestellt in hellviolett)
ihre größte räumliche Ausdehnung innerhalb des aktuellen Ereignisses erreichten. Quelle: ClimXtreme
Unvergessen war auch das Achtelfinalspiel der Fußballeuropameisterschaft 2024 der Männer am 29.06.2024 in Dortmund, als die Partie Deutschland gegen Dänemark im Signal-Iduna-Stadion eine wetterbedingte 25-minütige Pause machen musste. Heftige Gewitterschauer setzten das Spielfeld unter Wasser und niederschlagserprobte Dänen tanzten im Regen.
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Gewittercluster ließen das Fußballspiel im Signal-Iduna-Stadion pausieren, 29.06.2024, Radarbild von 21:40 Uhr MESZ, Quelle: MeteoIQ
Juli
Der Juli erschien vielen nicht als Sommermonat, weil meist vergessen wird, dass der Juli im typischen mitteleuropäischen Sommer eben kein beständiger Hitzemonat ist. So ließ Starkregen, vielfach begleitet von Gewittern, den Sommerurlaub in Deutschland häufig ins Wasser fallen. Temperaturmäßig war der Monat sogar zu warm, um 0,5 K lag die Mitteltemperatur über dem Normalwert 1991-2020. Die Spanne, die der Juli 2024 bot, reichte von 3,8 °C am 30. bis zu 34,8 °C am 10.07.2024. Beide Extrema traten in Sachsen auf, zum Einen in Deutschneudorf-Brüderwiese im Erzgebirge, zum Anderen in Bad Muskau an der Lausitzer Neiße.
Wiederum waren es die Regionen südlich der Donau, die den meisten Niederschlag verbuchten, doch waren es weniger Dauerregenfälle über mehrere Tage als häufig kurze, aber sehr heftige Schauer.
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Monatsniederschlagssumme Juli 2024, Quelle: MeteoIQ
August
Sonnig und warm, zeitweise auch sehr heiß zeigte sich der August 2024. Dabei war es häufig recht schwül. Die Feuchtigkeit in der Luft ist bei Schwüle so hoch, dass der Körper durch Schwitzen, also Verdunstung, an der Wärmeabgabe behindert wird. Hierbei wird der Taupunkt als Maß herangezogen, ab einem Wert von 17 °C spricht man von Schwüle.
Dieser Wert war z.B. nahezu deutschlandweit am 14.08.2024, 18 UTC, gemessen worden. In dieser tropischen Luft entwickelten sich im Bereich des Tiefs „Quintessa“ zahlreiche Gewitter.
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Taupunkt, 14.08.2024, 18 UTC, Quelle: MeteoIQ
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Blitzdaten vom 14.08.2024 und Radarbild von 19 UTC, Quelle: MeteoIQ
September
Erwartungsgemäß geht die Temperatur im Lauf des September, des ersten meteorologischen Herbstmonats, aufgrund des sinkenden Sonnenstandes zurück. 2024 war die Spanne zwischen Monatsanfang und Monatsende bei der Temperatur aber besonders groß. Vor allem in Brandenburg gab es in der ersten Woche einige Heiße Tage, 35,2 °C meldete Doberlug-Kirchhain am 04.09.2024. Diese Hitzeperiode wurde am 09.09.2024 mit Tief „Yonca“ abrupt beendet. In Berlin-Dahlem betrug die Höchsttemperatur am 08. noch 32,5 °C, am 09. mit 22,8 °C fast 10 K weniger.
Der Monat endete unter Hoch „Titus“ frostig, -2,1 °C meldete Messstetten auf der Schwäbischen Alb am Morgen des 29.09.2024. Dazwischen war der Monat nass, vor allem um die Mitte herum, als das Vb-Tief „Anett“, vom Golf von Genua mit viel Wasser im Gepäck kommend, die Alpenländer – in den Hochlagen mit Schnee – sowie die Länder östlich von Deutschland mit Überschwemmungen traf. In der Folge schwoll die Oder auch in Brandenburg an, der Scheitelpunkt erreichte Eisenhüttenstadt und Frankfurt/Oder am 26.09.2024 mit 650 cm bzw. 609 cm, in beiden Fällen wurde die Hochwassermeldestufe 4 überschritten.
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Wasserstand der Oder am Pegel Eisenhüttenstadt im Jahresgang 2024, Quelle: Landesamt für Umwelt Brandenburg
Oktober
Den Goldenen Oktober gab es 2024 nur im Nordosten Deutschlands. Spitzenreiter unter den Bundesländern war Berlin, die Station Dahlem vermeldete 134,2 Stunden und damit ein Plus gegenüber dem 30jährigen Normalwert 1991-2020 von 11 %. Nur 79 Stunden zeigte sich die Sonne dagegen in Hessen, zäher Nebel und Hochnebel bei häufigen Hochdruckwetterlagen waren der Hauptgrund für das Defizit von 21 %. Entscheidend für den Sonnengenuss war auch die Höhenlage, während an der Donau nur um 50 Stunden registriert wurden, kamen in den Hochlagen der Alpen mehr als 100 Sonnenstunden zusammen.
Dennoch gab es im Oktober nicht nur Hochdruckwetter, am 10. des Monats wirbelte der ehemalige Hurrikan als Sturmtief über Deutschland hinweg. In der gesamten Südosthälfte traten Böen der Stärke 8 Beaufort und mehr auf. Auf dem Feldberg im Schwarzwald wurden am Morgen sogar Orkanböen mit 157 km/h (12 Beaufort) gemessen.
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Sturmanalyse, 10.10.2024, Quelle: Meteoarchiv
November
Was Ende Oktober mit „Yürgen“ begann, setzte sich im November mit „Yürgen“ fort: das windschwache und trübe Hochdruckwetter. Es folgten bis zur Monatsmitte mit „Zayyan“ und „Azzedine“ weitere Hochdruckgebiete über Mitteleuropa, bevor Bewegung in das Wettergeschehen kam. Gehörten die Hochlagen im Süden bis dahin noch zu den Gewinnern beim Sonnenschein oberhalb der Nebel- und Hochnebeldecke, so gab es hier zu Beginn der letzten Novemberdekade den ersten Wintereinbruch. Im Allgäu wurden teils 40 cm Neuschnee gemessen (22.11.2024), Wutöschingen-Ofteringen im Landkreis Waldshut verzeichnete DAS Minimum des Monats mit -10,1°C.
Bereits zwei Tage später war die weiße Pracht wieder weggetaut und der Vorstoß subtropischer Luft aus dem Südwesten auf der Vorderseite des Tiefdruckgebietes „Sigrid“ sorgte für frühlingshafte Milderung und die Einleitung des Gegenteils, 22,3°C wurden maximal in Baden-Baden-Geroldsau am 25.11.2024 erreicht.
Nach einigen Hochs mit Nebel oder Sonne, Schnee- oder Frühlingsluft fehlte nun nur noch ein Herbststurm, der mit dem Sturmtief „Telse“ am 27. und 28.11.2024 eintraf.
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Sturmtief „Telse“ verabschiedet sich langsam auf Deutschland, Bodenwetterkarte, 28.11.2024, 12 UTC, Quelle: Berliner Wetterkarte
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Sturmanalyse, 27. und 28.11.2024, Quelle: Meteoarchiv
Dezember
Weihnachten und Schnee gehören für viele einfach zusammen, das war 2024 zumindest in den meisten deutschen Mittelgebirgen auch der Fall. 20 cm auf dem Brocken im Harz, 10 cm auf dem Kahlen Asten im Sauerland, 16 cm in Monschau-Kalterherberg am Hohen Venn und auf der Schmücke im Thüringer Wald, 36 cm auf dem Fichtelberg im Erzgebirge, 67 cm auf dem Großen Arber im Bayerischen Wald, 80 cm auf dem Feldberg im Schwarzwald, 178 cm auf der Zugspitze in den Alpen.
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Schneehöhe, 24.12.2024, 06 UTC, Quelle: MeteoIQ
Und zum Jahresende mal kein Kälteeinbruch, wie so häufig, sondern das, was es seit Mitte Oktober häufig gab: Hochdruckwetter, Hoch „Günther“ sorgte in weiten Teilen Deutschlands für einen trockenen Jahreswechsel. Der Feinstaubgehalt stieg wie so häufig während des Silversterfeuerwerks an, wie das Beispiel für Berlin-Mitte zeigt.
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Schadstoffgehalt, Berlin-Mitte, 31.12.2024, 21 Uhr, bis 01.01.2025, 06 Uhr, Quelle: Berliner Luftgütemessnetz