Innerhalb von 10 Tagen zogen drei besondere Tiefdruckgebiete mit ihren Zentren über den Norden Deutschlands hinweg, die sich in vielen Punkten sehr ähnlich waren.
So standen alle drei mit kurzwelligen Trögen im 500 hPa-Niveau in Verbindung, die mit Kaltluft angefüllt rasch von Westen her über Mitteleuropa ostwärts schwenkten.
Am 27.11.2024, 00 UTC, spaltete sich aus dem Trog bei den Britischen Inseln ein eigenständiges Höhentief ab, das 24 Stunden später schon über Schleswig-Holstein lag.
Ausschnitt aus der 500 hPa-Analyse vom 27. und 28.11.2024, 00 UTC (Quelle: DWD/Berliner Wetterkarte)
Am 06.12.2024, 06 UTC, zeigte sich im 500 hPa-Niveau nur wenig weiter westlich wiederum ein kleines mit Kaltluft angefülltes Tief, dem nach Abzug Richtung Südosteuropa bereits 30 Stunden später das nächste kalte Höhentief folgte.
Geopotential 500 hPa, 06.12.2024, 06 UTC, und 07.12.2024, 12 UTC (Quelle: ICON EU-Modell, MeteoIQ)
Im Bodenniveau entwickelten sich die zugehörigen Tiefdruckgebiete meist innerhalb nur eines Tages zu ihrem Höhepunkt im Nordseeumfeld… Und waren genauso schnell wieder weg aus Deutschland.
Lage und Stärke der Tiefs „Telse“, „Wilhelmine“ und „Xaveria“
Sie beeindruckten im Wolken-, aber auch im Radarbild jeweils mit einer ausgeprägten Spirale, die verdeutlicht, warum den Tiefdruckgebieten auch die Bezeichnung „Wirbel“ gegeben wird.
Tiefdruckwirbel „Telse“, ein Wirbel, wie aus dem Schulbuch, 27.11.2024, 00 UTC, bis 28.11.2024, 23 UTC
(Quelle: Eumetsat, DWD, Berliner Wetterkarte)
Tiefdruckwirbel „Wilhelmine“ und „Xaveria“ in Folge, 06.12.2024, 00 UTC, bis 08.12.2024, 12 UTC
(Quelle: Eumetsat, DWD, Berliner Wetterkarte)
Niederschlag im Bereich der Tiefs
Niederschlagsspirale im Radarbild, Tief „Telse“, 28.11.2024, 01:00 UTC (Quelle: MeteoIQ)
So schnell die Tiefdruckwirbel sich auch entwickelt haben, so hartnäckig hielten sich die Wolkenspiralen meist über Deutschland, wodurch sie zu Dauerregen führten.
Starkregenanalyse, 27./28.11.2024, Auslöser Tiefdruckgebiet „Telse“ (Quelle: Meteoarchiv)
Schwerpunkt der Niederschläge im Bereich des Tiefdruckwirbels „Telse“ war zuächst der Norden Deutschlands, wo 30 bis 40 mm gefallen sind. Im weiteren Verlauf verlagerte sich das Tiefzentrum und damit die Niederschlagsspirale ostwärts, sodass der Nordosten Deutschlands aber auch vor allem die Gebiete im Stau des Erzgebirges, der süddeutschen Mittelgebirge und der Alpen betroffen waren. 15 bis 25 mm waren es maximal, mit unter den Gefrierpunkt sinkender Temperatur im Verlauf des 28.11.2024 ging der Regen oberhalb etwa 800 m zunehmend in Schnee über.
Starkregenanalyse, 06./07.12.2024, Auslöser Tiefdruckgebiete „Wilhelmine“ und „Xaveria“ (Quelle: Meteoarchiv)
Für Schneefälle, vor allem in Bayern, sorgten dann auch die beiden Wirbel „Wilhelmine“ und „Xaveria“, doch waren die Niederschlagsmengen am größten zwischen dem Münsterland und dem Bayerischen Wald sowie im Schwarzwald mit 20 bis teils über 40 mm.
Wind im Bereich der Tiefs
Was der Begriff „Wirbel“ natürlich auch ausdrückt, ist, dass die Luft durcheinandergewirbelt wird. Das geschieht um so heftiger, je kräftiger das Tief bzw. eigentlich der Luftdruckgradient, also die räumliche Druckänderung relativ zur Strecke, auf der diese Änderung stattfindet, ist. Windgeschwindigkeiten in Sturm- bis Orkanstärke sind dabei häufig anzutreffen.
Lage und Ausprägung des Starkwindfeldes hängen dann vom Weg des Tiefdruckwirbels bzw. von der Lage der größten Drängung der Isobaren ab, die den Luftdruckgradienten wiedergibt.
Im Bereich aller drei Tiefdruckwirbel traten Windböen der Stärke 8 Beaufort, in exponierten Lagen vereinzelt auch in Orkanstärke 12 Beaufort auf.
Sturmanalyse, 28.11./06./07.12.2024, Auslöser Tiefdruckgebiete „Telse“, „Wilhelmine“, „Xaveria“ (Quelle: Meteoarchiv)
Die höchsten Windstärken brachte das Tief „Telse“ in Deutschland von der Nordsee bis zum Erzgebirge, vor allem aber in den Niederlanden, wo das Sturmtief „Conall“ genannt wurde. Entlang der niederländischen Nordseeküste wurden Böen von maximal 100 bis 130 km/h registriert.
Tief „Wilhelmine“ hatte neben der Südwesthälfte Deutschlands vor allem Frankreich und die Benelux-Staaten mit seinem Sturmfeld betroffen. Böen noch über 130 km/h verursachte das Tief in den Alpen.
Das Sturmfeld von Tief „Xaveria“ streifte Deutschland nur im Westen. Schwerpunkt des Starkwindfeldes lag am 07.12.2024 über den Britischen Inseln, wo der Sturm den Namen „Darragh“ trug. Hier als auch entlang der französischen Küste zum Ärmelkanal war der Wind mit Windgeschwindigkeiten über mehrere Stunden von teils 130 bis 150 km/h besonders stürmisch.
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