Extreme Regenfälle im Süden Frankreichs

In Frankreich kam es ab dem späten Abend des 15. Oktober 2024 über drei Tage hinweg zu extremen Regenfällen. Die lang anhaltenden, teils schauerartig und gewittrig verstärkten Niederschläge führten gebietsweise zu Überschwemmungen, Straßen und Bahnstrecken mussten gesperrt werden und es kam zu Stromausfällen. Flüsse schwollen stark an, Evakuierungen waren notwendig. Der französische Wetterdienst Météo France rief in sechs Départements die Warnstufe Rot, in 34 Départements die Warnstufe Orange aus.

16. Oktober 2024: 100 bis 200 l/m2 in 3 Stunden

Zunächst waren es gewittrige Regenfälle, die sich vom Languedoc und dem Süden des Zentralmassivs aus über dem Südosten Frankreichs ausbreiteten. Im Verlauf des 16. Oktober kam es an einer quer über Frankreich verlaufenden, sich nur wenig verlagernden Warmfront zu starkem Regen. Im Département Lozère fielen am Vormittag in 3 Stunden teilweise 100 bis 200 l/m2 Niederschlag.

17. Oktober 2024: 250 bis 200 l/m2 in 12 Stunden

Nach kurzer Abschwächung der Niederschläge intensivierte am Abend des 16. Oktober eine Konvergenzlinie in der vom Mittelmeer nordwärts gelenkten Warmluft die Niederschlagsintensität erneut. Bis zum Morgen des 17. Oktober 2024 kamen im Département Ardèche 12-stündig 250 bis 300 l/m2 Niederschlag zusammen. In der Gemeinde Barnas wurden um 08 Uhr MESZ für diesen Zeitraum 297 l/m2 gemeldet.

Bodenwetterkarte vom 17. Oktober 2024 um 02 Uhr MESZ. (Quelle: Berliner Wetterkarte)

Tief IRINA setzt noch einmal Regen obendrauf

Über den Pyrenäen bildete sich in der Nacht zu Mittwoch, 17. Oktober 2024, das Tief IRINA. Es entstand entlang einer wellenden Luftmassengrenze zwischen der feucht-warmen Luft über Frankreich und kühler Meeresluft über der Biskaya. Zunächst zogen die mit dem Tief verbundenen Regenfälle vom Südwesten Frankreichs bis in die Île-de-France. Im weiteren Verlauf breiteten sich die Niederschläge nach Osten und Nordosten aus. Am 18. Oktober 2024 lag das Tiefzentrum über dem Oberlauf der Loire. Bei seiner langsamen Verlagerung in Richtung Nordosten sorgte Tief IRINA bis zum Abend in Frankreich nochmals für anhaltende, wenn auch nicht mehr so ergiebige Niederschläge.

Markanter Anstieg des Durchflusses an der Rhône

Welche Auswirkung die Regenmengen im Einzugsgebiet der Rhône auf deren Durchfluss zum Beispiel in der Gemeinde Saint-Rambert-d’Albon hatten, zeigt die folgende Abbildung. Im Verlauf des Vormittags am 17. Oktober 2024 stieg dieser um etwa 75 % an.

Quelle: Hydroportail, https://www.hydro.eaufrance.fr/sitehydro/V3440001/series

Durchfluss am Pegel Saint-Rambert-d’Albon vom 14 bis 19. Oktober 2024 (Quelle: HydroPortail)

18. Oktober 2024: Vereinzelt nochmals über 40 l/m2

Insgesamt waren die Regenmengen am 18. Oktober 2024 in Frankreich im Vergleich zu den Vortagen moderat. Gerade an der Kaltfront des Tiefs IRINA traten aber noch einmal einzelne heftige Gewitter auf. Carros im Département Alpes-Maritimes meldete am späten Nachmittag einen Schauer mit 41,9 l/m2 Niederschlagsmenge.

Die höchsten 48-stündigen Niederschlagsmengen

  1. Mayres 680.0 mm
  2. Barnas 569.8 mm
  3. Villefort 550.9 mm
  4. Mazan Abbaye 459.6 mm
  5. Montpezat Sa 440.1 mm
  6. Sablieres Oara 428.5 mm
  7. Les Estables Sapc 353.0 mm
  8. Altier 334.4 mm
  9. Bassurels 321.2 mm
  10. Mont Aigoual 297.6 mm
  11. Caussols 280.5 mm
  12. St-Etienne Lugdares 268.0 mm
  13. St-Agreve 265.9 mm
  14. St-Etienne-Vallee-Francaise 264.6 mm
  15. Issanlas Sapc 255.8 mm
  16. Le Pont-De-Montvert 251.8 mm
  17. Le Vigan 243.5 mm
  18. Colognac 242.9 mm
  19. Issanlas 241.7 mm
  20. Coursegoules Sapc 232.2 mm
  21. Rousses Sapc 214.9 mm
  22. Le Bleymard Sapc 210.5 mm

48 h-Niederschlagsmengen über 200 l/m2 am 16. und 17. Oktober 2024, Daten: Météo France

Von Lyon bis nach Le Vigan gab es den stärksten Niederschlag in der Summe vom 16. bis 17.10.2024.

48 h-Niederschlagsmenge, 16. und 17.10.2024 in l/m2, mit Markierung der Zone extremer Werte, Daten: Météo France

Laut Météo France waren die 48-stündigen Niederschlagsmengen im Département Ardèche die höchsten seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Das bisher stärkste Ereignis traf die Region am 20./21. September 1980 mit 579 l/m2, damals bei ähnlicher Wettersituation, wie die Tiefdrucklage in der Bodenkarte vom 20. September 1980, 08 Uhr MESZ, zeigt.

Bodenwetterkarte vom 20. September 1980 um 08 Uhr MESZ. (Quelle: Berliner Wetterkarte)

Knapp 700 l/m2 in 72 Stunden – ist das viel?

1-stündige Niederschlagsmengen vom 11. bis 20. Oktober 2024 an der Station Mayres (Daten: Météo France)

694,6 l/m2 fielen in 72 Stunden an der Station Mayres (15.-18. Oktober 2024, Mittag bis Mittag), das sind Mengen, wie sie z.B. in Berlin-Dahlem im Durchschnitt nicht in einem ganzen Jahr fallen. 582,4 l/m2 sind nach dem neuesten Normalzeitraum 1991-2020 hier als Jahressumme zu erwarten. Aber selbst im Bezug zur regenreichsten Region Deutschlands, den Alpen und dem Bayerischen Voralpenland mit 2000 bis 2500 l/m2 im Jahr stellt die in 72 Stunden gefallene Menge mehr als ein Viertel dieser dort normalen Jahressumme dar. Selbst Starkregenereignisse, wie im Juli 2021 im Ahrtal fielen, wo 48-stündig fast überall unter 200 l/m2 gemessen wurden, oder beim Elbehochwasser 2002 mit 354 l/m2 in 24 Stunden in Zinnwald-Georgenfeld, bleiben dahinter zurück.

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