Unwetter in Deutschland – 18. bis 24. Juni 2021

Zur Mitte des Monats Juni stellte sich eine Hitzewelle in Deutschland ein. Den Höhepunkt fand sie zwischen dem 17.06. und 20.06.2021, wobei sich der Hitzeschwerpunkt von West- nach Ostdeutschland verlagerte. Die höchsten Werte wurde dabei mit regional über 35 °C zwischen dem Rheinland (17.06.2021) und der Lausitz (19.06.2021) gemessen. Der Spitzenwert lag mit 36,9 °C in Hennigsdorf bei Berlin. Bereits am 18.06.2021 wurde es in Potsdam 36,5 °C heiß. An diesem Tag war Potsdam der heißeste Ort Europas.

Ab dem 18.06.2021 näherten sich von Westen her zunehmend Tiefdruckgebiete und führten auf ihrer Vorderseite zunächst zunehmend feuchte Luftmassen heran. So begann mit Tief „Stefan“ eine Unwetterserie, die mehrere Tage anhielt. Denn die feucht-warme Luft wurde trotz der Gewitter nur zögerlich nach Osten abgedrängt. Vor allem im Süden hielt sie lange Zeit durch.

Wetterlage

Am 18.06.2021 näherte sich von Westen her Tief „Stefan“. In feucht-warmer Luftmasse, die verbreitet in Deutschland lag, bildeten sich zum Nachmittag hin insbesondere zwischen Ostfriesland sowie dem Hamburger Raum und Baden erste, aber einzelne, zum Teil kräftige Gewitter und Schauer. Am 19.06.2021 zog das Tief weiter ostwärts und sorgte im Laufe des Tages in der Osthälfte für kräftige Schauer und Gewitter, die von der Uckermark bis zum Bayerischen Wald lokal unwetterartig ausfielen. Gleichzeitig näherte sich bereits das Tief „Thananont“ und brachte dem Westen am Abend und in der Nacht kräftige Gewitter und am 20.06.2021 Tief „Ulfert“ recht verbreitet Schauer und Gewitter. Mitunter fielen diese sehr kräftig aus, lokal traten Unwetter mit heftigem Starkregen, großem Hagel und Sturmböen auf. Die Regionen zwischen der Mecklenburger Bucht und dem Erzgebirge sowie in Niederbayern lagen dabei „zwischen den Stühlen“ zwischen „Thananont“ und „Ulfert“. Diesen folgten in den Tagen vom 21.06. bis 24.06. weitere Tiefs („Wolfgang“ und „Volker“). Zahlreiche Schauer und kräftige Gewitter traten recht verbreitet in Deutschland auf und verdrängten zunehmend die schwül-warmen Luftmassen in der Nordhälfte Deutschlands. Der Süden verblieb dagegen in diesen Luftmassen und jeweils im Laufe des Tages traten Schauer und kräftige Gewitter, lokal Unwetter auf. Ab dem 23.06.2021 blieb das Wetter in Norddeutschland dann überwiegend ruhig, nur in den östlichen Regionen fiel gelegentlich Regen.

DatumWetterstationhöchste stündliche
niederschlagsmenge [l/m²]
23.06.2021Unterschleissheim55,3
22.06.2021Grosser Arber51,4
24.06.2021Bad Duerkheim50,0
20.06.2021Wipperfuerth49,5
24.06.2021Offenburg41,5
22.06.2021Falkenstein41,2
18.06.2021Waldbronn40,7
24.06.2021Heilbronn-Wartberg40,2
24.06.2021Woerth am Rhein40,0
21.06.2021Loeffingen38,9
23.06.2021Muenchen-City37,5
23.06.2021Tuebingen36,8
21.06.2021Unterschleissheim36,5
23.06.2021Schwendi35,7
24.06.2021Goellheim35,0
23.06.2021Fuerstenzell34,8
21.06.2021Rothaus34,5
20.06.2021Effelsberg34,2
21.06.2021Todtmoos im Schwarzwald33,5
23.06.2021Ulm-Mähringen33,2
22.06.2021Saarbrücken-Flughafen33,1
19.06.2021Neuenbuerg33,0
20.06.2021Loeffingen32,5
24.06.2021Worms32,5
23.06.2021Hopferau (Allgaeu)32,3
21.06.2021Muenchen-City32,2
18.06.2021Bad Wuennenberg32,1
20.06.2021Feuchtwangen-Heilbronn31,2
20.06.2021Hatzenport (Mosel)30,4
21.06.2021Muenchen Giesing30,3
höchste tägliche Niederschläge an deutschen Stationen vom 18.06. bis 24.06.2021

DatumWetterstationhöchste stündliche
Windgeschwindigkeit [km/H]
21.06.2021Muenchen Turm103,7
20.06.2021Woerth am Rhein101,9
18.06.2021Weinbiet97,2
20.06.2021Buechel97,2
20.06.2021Hohentwiel96,1
18.06.2021Mannheim-Neuostheim93,2
19.06.2021Hoernum (Sylt)92,5
21.06.2021Naila92,5
23.06.2021Konstanz91,1
19.06.2021St. Augustin90,7
21.06.2021Laupheim90,0
23.06.2021Konstanz-Suedkurier88,9
21.06.2021Hohentwiel87,1
22.06.2021Fuerstenzell87,1
23.06.2021Unteruhldingen87,1
18.06.2021Waldbronn85,3
19.06.2021Sylt-List85,3
20.06.2021Bad Colberg-Heldburg85,3
20.06.2021Neuenrade85,3
20.06.2021Luelsfeld85,3
21.06.2021Unteruhldingen85,3
23.06.2021Unteruhldingen85,3
20.06.2021Braunlage84,2
22.06.2021München Freising Flughafen83,9
18.06.2021Weinbiet83,2
20.06.2021Waldbronn83,2
20.06.2021Seelbach (Ortenaukreis)83,2
18.06.2021Neuharlingersiel81,4
20.06.2021Oerlinghausen81,4
21.06.2021Loeffingen81,4
höchste stündliche Windgeschwindigkeit an deutschen Wetterstationen vom 18.06. bis 24.06.2021

Freitag, 18.06.2021

Es gab drei Gewitterschwerpunkte. Zum einen in Baden-Württemberg mit sehr blitzreichen Gewitterzellen, die teilweise Starkregen, Sturmböen und Hagel brachten. Über dem Sauerland wurden örtlich sehr hohe Regenmengen in kurzer Zeit beobachtet. In Waldbronn im Nordschwarzwald wurde die höchste tägliche Niederschlagsmenge innerhalb einer Stunde mit 40,7 l/m² Regen gemeldet. Zum Abend hin war dann Ostfriesland am stärksten von Gewittern betroffen. Schäden dort wurden vor allem durch schwere Sturmböen und örtlichen Hagel mit 2-3 cm Korngröße verursacht.

(Wetterlage am 18.06.2021 um 02 Uhr MESZ, Quelle: Berliner Wetterkarte e.V.)

Samstag, 19.06.2021

Im Tagesverlauf war das Vogtland und ein Streifen von Dresden bis zum Stettiner Haff von Gewittern betroffen. Hier gab es örtlich kleineren Hagel und Starkregen. Am Abend zogen von Belgien und Frankreich sehr intensive Gewittercluster nach Nordrhein-Westfalen und brachten dort stellenweise auch größeren Hagel mit ca. 3 cm Korngröße. Besonders von Hagel betroffen war ein Gebiet von Bad Neuenahr über Remagen und Eitorf bis nach Nürnbrecht. Die Gewitter waren zudem sehr blitzintensiv. Die höchste Niederschlagsmenge innerhalb einer Stunde meldete Neuenbürg südwestlich von Pforzheim mit 33,0 l/m².

(Satellitenbild vom 19.06.2021 um 20 Uhr MESZ, Quelle: DWD)
(Hageldetektionsanalyse für den 19.06.2021 mit wahrscheinlichsten Hagelkorngrößen)
(Sturmfeldanalyse vom 19.06.2021 mit maximalen Böen in km/h)

Sonntag, 20.06.2021

Der Gewittercluster aus der Nacht zog von NRW unter Abschwächung weiter nach Niedersachsen. Sturmböen und Gewitter gab es auch an der Nordseeküste. Am Nachmittag erreichten dann neue Gewitter den Südwesten. Örtlich gab es größeren Hagel, Starkregen und schwere Sturmböen. Die stärkste Windböe wurde am Sonntagabend in Wörth am Rhein mit 102 km/h gemeldet. Die höchste stündliche Niederschlagsmenge des Tages meldete die Station Wipperfuerth im Oberbergischen mit 49,5 l/m² Regen. Vom Hagel stark betroffen war die Gegend um Ulm. Bis Mitternacht zogen die Gewitter weiter nach Thüringen und bis Montagmorgen zur Ostsee. Zudem wurde ein Tornado in Sundern im Sauerland gemeldet.

(Satellitenbild vom 20.06.2021 um 20 Uhr MESZ, Quelle: DWD)

Montag, 21.06.2021

Die Gewitter breiteten sich flächig auf Deutschland aus. Der Schwerpunkt lag zum einen zwischen der Nordseeküste und dem Sauerland sowie Südniedersachsen, zum anderen von Thüringen bis in den äußersten Südwesten. Sturmböen, großer Hagel von 3 bis 4 cm wurden vor allem in der Südhälfte Deutschlands beobachtet, wobei vor allem die Regionen südlich der Donau von Hagel betroffen waren. Die höchste Niederschlagsmengen innerhalb eines Tages wurde in Löffingen auf der südlichen Schwäbischen Alb mit 38,9 l/m² Regen registriert. Im Tagesverlauf vertrieben die Schauer und Gewitter die feucht-warme Luftmasse aus dem Nordwesten, wodurch sich dort das Wetter später beruhigte.

(Wetterlage am 21.06.2021 um 02 Uhr MESZ, Quelle: Berliner Wetterkarte e.V.)
(Hageldetektionsanalyse für den 21.06.2021 mit wahrscheinlichsten Hagelkorngrößen)
(Sturmfeldanalyse vom 21.06.2021 mit maximalen Böen in km/h)

Dienstag, 22.06.2021, bis Donnerstag, 24.06.2021

Ab Dienstag stellte sich in der Mitte und im Norden Wetterberuhigung ein. Niederschläge waren seltener. Im Süden herrschte dagegen weiterhin die energiereiche Luft vor. Das Tief „Volker“ verharrte im Süden Deutschlands und sorgte erneut für kräftige Schauer und örtlich unwetterartige Gewitter. Schwerpunkt waren insbesondere die Regionen vom Schwarzwald bis in den Stuttgarter Raum und vom Oberallgäu über die Landstriche südlich von München bis in den Raum Mühldorf am Inn und Passau. Dort wurde am 22.06.2021 der wahrscheinlich größte Hagel mit bis teils um 5 cm in der Unwetterserie beobachtet. Auch die höchsten Niederschlagsmengen wurden in der Zeit beobachtet. So wurden am 22.06.2021 Mengen von 51,4 l/m² auf dem Großen Arber, am 23.06.2021 von 55,3 l/m² in Unterschleißheim und am 24.06.2021 von 50,0 l/m² in Bad Dürrheim registriert.

(Wetterlage am 23.06.2021 um 02 Uhr MESZ, Quelle: Berliner Wetterkarte e.V.)
(Satellitenbild vom 22.06.2021 um 20 Uhr MESZ, Quelle: DWD)
(Hageldetektionsanalyse für den 22.06.2021 mit wahrscheinlichsten Hagelkorngrößen)
(Sturmfeldanalyse vom 22.06.2021 mit maximalen Böen in km/h)
(Satellitenbild vom 30.06.2021 um 20 Uhr MESZ, Quelle: DWD)

Aussichten

Auch für den 25.06. und 26.06.2021 wurden kräftigere Schauer und Gewitter angekündigt, die erneut lokal hohe Niederschlagsmengen und auch größeren Hagel brachten, die sich aber auch den Südosten beschränkten. Die energiereichste Luft wurde bereits nach Osteuropa verdrängt.

Schäden/Auswirkungen

Insgesamt dürfte das Wochenende und die Woche vom 18.06. bis 24.06.2021 zu einem höheren Schadenaufwand geführt haben. Vor allem die Dauer des Unwetterereignisses war ungewöhnlich, wenngleich nicht unbedingt außergewöhnlich. Dennoch könnten gerade Schäden an Häusern und Autos recht häufig aufgetreten sein. Auch lokale Überflutungen traten im Bereich der Starkregenniederschläge auf. Umgestürzte Bäume sind dann eine Folge der kräftige Windböen im Bereich der Gewitter.

Bekannt geworden ist auch der Tornado im Süden Tschechiens unweit der Grenze zu Österreich, der mehrere Orte verwüstete und mindestens 200 Menschen verletzte.