Frühling 2021 – Rückblick

Der Frühling 2021 gestaltete sich vor allem im Vergleich zum Frühling der letzten Jahre sehr unbeständig. Er war geprägt von einem außergewöhnlich starken und häufigen Wechsel von polaren zu subtropischen Luftmassen – von Schneefällen über frühlingshaftes Wetter bis hin zu Sturm und ersten schweren Gewittern – meist innerhalb nur weniger Tage. Auch die Anzahl von Sturmtagen war beachtlich.

März

Der März begann mit einem ersten Warmluftvorstoß mit Höchstwerten von recht verbreitet um oder über 15 °C. Nachfolgend dominierten allerdings polare Luftmassen, wodurch es häufig Schneeschauer bis ins Flachland gab. Anfänglicher Regen ging in polarer Kaltluft teilweise in Schnee- und Graupelschauer über. Regional entluden sich Gewitter. In Lagen oberhalb 500 m zeigte sich zeitweise der Winter. Teilweise erreichte die Neuschneedecke in den Mittelgebirgen sowie in den Alpen mehr als 20 cm. Vor allem die Tage vom 11.03. bis zum 16.03.2021 fielen windig bis stürmisch aus. Die Stürme „Klaus“ und „Luis“  sorgten gebietsweise für hohe Windgeschwindigkeiten von über 100 km/h und eine Schadensumme von 200 bis 250 Mio. Euro.

Nachdem nach dem ersten Warmluftvorstoß jeder Tag im März im Deutschlandmittel zu kalt ausfiel, stießen, hervorgerufen von einer südwestlichen Strömung am Ende des Monats, subtropische Luftmassen bis nach Mitteleuropa vor. So lag der März am Ende im Bereich des Klimamittels für 1991 bis 2020. Der wärmste Tag war der 31.03., an dem im Westen und Südwesten regional der erste Sommertag des Jahres registriert wurde.

April

Der April war außergewöhnlich. Es war in vielen Regionen Deutschlands der kühlste Aprilmonat seit gut 40 Jahren. Genauer war jeder Tag im April im Deutschlandmittel zu kalt. Am Ende lag die Deutschlandtemperatur etwa 2,9°C unter dem Mittel von 1991 bis 2020 und knapp 1,6°C unter dem Mittel von 1961 bis 1990. Nachdem es am 01.04. nochmals warm war, flossen mit Tief „Ulli“ vom 04.04. bis 07.04.2021 polare Luftmassen vom Nordmeer in Mitteleuropa ein. Zusammen mit reger Niederschlagsaktivität und zeitweise windigen Verhältnissen gab es erneut Schneefälle bis ins Flachland. In Oberstdorf im Allgäu lagen beispielsweise am Morgen des 07.04.2021 40 cm Schnee, der Kahle Asten im Sauerland meldete am Morgen des 08.04.2021 34 cm, die Station Kreuth-Glashütte im oberbayerischen Landkreis Miesbach sogar 65 cm. Zudem gab es örtlich strenge Nachtfröste, den niedrigsten Wert meldete in der Nacht vom 07.04. auf den 08.04.2021 die Station Messstetten mit -13,6°C.

Bei diesem Auf und Ab fiel der Monat zwar in weiten Teilen des Landes recht trocken aus, doch waren mitunter auch sehr kräftige Niederschläge zu beobachten. So meldete die Station Waldeck-Alraft, westlich von Kassel, aufgrund eines Starkregengewitters am 20.04.2021 mit 32 l/m² den bundesweit höchsten Tagesniederschlag im April. Die größte Monatssumme wurde an der Station Kreuth-Glashütte mit nahezu 100 l/m² beobachtet.

Hervorzuheben war das Tief „Christian“. Es bildete sich am 29.04.2021 über Frankreich und zog bis zum 30.04.2021 ins Baltikum. Auf seiner Vorderseite führte es sehr milde und energiereiche Luft in den Südosten Deutschlands, dahinter dagegen kühle und feuchte Luft. Zugleich bildete sich über den Alpen ein kleines Randtief. Am Nachmittag und Abend formierten sich an der Grenze dieser Luftmassen Gewitter zu einem Gewittercluster, dem ersten in diesem Jahr. Dieses zog bis in die frühe Nacht am Alpenrand südlich von München entlang. Lokal wurden dabei an den Stationen 25 bis 30 l/m² in 60 Minuten beobachtet. Den höchsten Werten an den Stationen meldete die Station Attenkam mit 28,5 l/m² zwischen 18 und 19 Uhr MESZ. Zudem wurden Böen der Stärke 8 bis 9 Beaufort und für die Jahreszeit erstaunliche Hagelgrößen gemeldet.

(Hageldetektionsanalyse für den 30.04.2021 im Bereich des Alpenrands mit wahrscheinlichsten Hagelkorngrößen)

Mai

Auch im Monat Mai änderte sich an der dynamisches Wetterlage wenig. Insbesondere das Sturmtief „Eugen“ vom 04.05. bis 06.05.2021 fiel dabei ins Auge. Zwar ist streng genommen der Monat Mai noch ein Übergangsmonat zwischen winterlichen und sommerlichen Strömungen, doch fallen die Unterschiede der Temperaturen in Europa bereits deutlich geringer aus als im März oder April. Daher war der Sturm für die Jahreszeit recht ungewöhnlich.

(Satellitenbild von Tief „Eugen“ über der Nordsee vom 04.05.2021 um 11 Uhr MESZ, Quelle: DWD)
(Wetterlage am 05.05.2021 um 02 Uhr MESZ, Quelle: Berliner Wetterkarte e.V.)
(Sturmfeldanalyse vom 04.05.2021 mit maximalen Böen in km/h)

Hinter dem Tief floss erneut für die Jahreszeit sehr kühle Luft ein. So traten in den Folgenächten zum 06.05., 07.05. und 08.05.2021 recht verbreitet Spätfröste auf. Die niedrigste Temperatur wurde an der Station Haidmühle (Abteiland) in der Nacht zum 08.05.2021 mit -6,5°C gemessen. Auch im Flachland kam es in dem Zeitraum örtlich noch Schneefall.

Am 08.05. und 09.05.2021 erfolgte ein neuerlicher Warmluftvorstoß aus dem südwestlichen Mittelmeerraum. So wurden am 09.05. bis 11.05. lokal erste Hitzetage, d.h. Höchsttemperaturen über 30°C, gemeldet. Bereits am 10.05.2021 folgten weitere Atlantiktiefs allmählich von Westen her mit sehr wechselhaftem Wetter und häufigen Niederschlägen, die teils länger andauerten. Zeitweise war es windig bis stürmisch. Lokal traten kräftigere Gewitter auf, die auch für Graupel und Hagel sorgten. Recht verbreitet fielen dabei 60 bis 80 l/m² im Bereich der östliche Mittelgebirge, Schwarzwald und Alpen, lokal noch etwas mehr. Erwähnenswert ist zudem ein gemeldeter und bereits bestätigter Tornado am 25.05.2021 in Weseke, Kreis Borken. Er wurde mit der Stärke F1 auf der Fujita-Skala bewertet und beschädigte Häuser und Autos.

Das wechselhafte Wetter hielt bis zum 27.05.2021 an. Nachfolgend stellte sich die Wetterlage um. Der Einfluss von Atlantiktiefs wurde mit einer Hochdruckbrücke von den Britischen Inseln bis nach Skandinavien unterbrochen, so dass sich das Wetter ruhiger gestaltete und es wärmer wurde.