Nachdem in den letzten Märztagen mancherorts Rekordtemperaturen gemessen wurden, stellte sich das Wetter pünktlich zum April um. Ein kräftiger Schub polarer Luftmassen erreichte Mitteleuropa und sorgte für einen ausgeprägten Wintereinbruch. Einher ging dies mit kräftigen Schauern und auch Gewittern sowie Sturmböen.
Der März endete sehr mild bis warm, Hoch „Nicole“ sorgte dabei für viel Sonnenschein und führte warme Luft aus dem Südwesten Europas bis nach Deutschland. Dabei wurden gerade im Westen und Südwesten neue Wärmerekorde aufgestellt, am wärmsten wurde es mit knapp 27 °C entlang des Oberrheins, mit teils deutlichen zweistelligen Tiefstwerten im Ruhrgebiet in der Nacht vom 30.03. auf den 31.03.2021.
Vom 05.04. bis 09.04.2021 sorgte das gut ausgeprägte Tief „Ulli“ über Skandinavien für eine Zufuhr sehr kalter Luftmassen direkt vom Nordpool bis nach Mitteleuropa.
Auch dabei wurden neue Rekorde aufgestellt, z.B. gab es in Schleswig-Holstein zum Teil nur knapp +4 °C als Tageshöchstwert, die Minimumtemperaturen waren am unteren Ende der seit Beginn der Wetteraufzeichungen registierten Spanne, auf der Schwäbischen Alb wurde an der Station Messstetten in der Nacht vom 06.04. auf den 07.04.2021 ein Tiefstwert von -13,6 °C gemessen.
Der Schub Kaltluft ging einher mit kräftigen Schauern und auch Gewittern, die in den Nächten bis ins Tiefland – zumindest vorübergehend – für Schneeschauer sorgte. In den Mittelgebirgen und insbesondere am Alpenrand sammelte sich der Schnee zu mehreren Zentimeter an. Im Sauerland sowie am Erzgebirge wurde am Morgen des 07.04.2021 recht verbreitet eine Schneedecke von 8 bis 15, am Alpenrand von 10 bis 25 cm gemeldet.
Sturm
Die Kaltfront des Tiefs „Ulli“ erreichte Norddeutschland in den Morgenstunden des 05.04.2021 und zog mit schauerartigem Regen und kräftig auffrischendem Wind bis zum Abend bis in den Süden Deutschlands. Nachfolgend zogen von den Niederlanden und der Nordsee her Schauer und Gewitter vor allem in die Nordwesthälfte. An der Nordsee wurde es stürmisch mit Sturmböen und einzelnen schweren Sturmböen der Stärke 9 bis 10. Auch im Bereich der Schauer traten Böen der Stärke 8 bis 9 auf. Die höchsten Windgeschwindigkeiten wurden an der See und auf den Bergen gemeldet. Die höchste Böen mit 117 km/h wurde in List auf Sylt gemessen, das entspricht orkanartige Böen der Windstärke 11. Der Sturm fiel zwar schwächer aus als die Stürme „Klaus“ oder „Luis“ Mitte März, markant war aber die Umstellung von warmem zu recht kaltem Wetter.
WETTERSTATION | HÖCHSTE WINDBÖE [KM/H] |
---|---|
Sylt-List | 117 |
Hiddensee-Dornbusch | 113 |
Brocken | 113 |
Grosser Arber | 107 |
Fehmarn-Wulfen | 107 |
Bremerhaven | 107 |
Westermarkelsdorf | 105 |
Hohentwiel | 104 |
Hoernum (Sylt) | 104 |
Flensburg (Schäferhaus) | 103 |
Kiel/Leuchtturm | 102 |
Marienleuchte | 101 |
Flensburg | 101 |
Norderney | 100 |
Helgoland-Oberland | 100 |
Bad Harzburg-Burgberg | 100 |
FS TW Ems | 97 |
Fuerstenzell | 97 |
Spiekeroog | 96 |
Bochum Harpen | 96 |
Greifswalder Oie | 94 |
Stralsund | 94 |
LT Alte Weser | 94 |
Fehmarn-Staberhuk | 93 |
Hallig Hooge | 93 |
Nebelhorn | 93 |
Baltrum | 93 |
Borkum (MG) | 93 |
Strucklahnungshörn | 93 |
Wallberg | 93 |
Amrum | 93 |
Friedrichshafen | 92 |
Büsum | 92 |
Fichtelberg | 92 |
List/Sylt | 91 |
Esens-Bensersiel | 91 |
Westerhever | 91 |
Bueren-Ahden | 91 |
Heiligendamm | 91 |
Kap Arkona/Ruegen | 90 |
Feldberg/Schwarzwald | 90 |
Schongau | 90 |
FS Deutsche Bucht | 90 |
Darßer Ort | 89 |
Warnemünde | 89 |
Argenbuehl | 89 |
Wangerooge | 89 |
Dahme Ostsee | 89 |
Neuharlingersiel | 89 |
Greifswalder Oie | 89 |
Hohenpeissenberg | 89 |
Nachfolgend verringerte sich zwar der Luftdruck zwischen dem Tief „Ulli“ und dem folgenden Hoch „Peggy“ über dem Nordatlantik, doch verblieb die Bundesrepublik im Trogbereich des Tiefs, so dass von der Nordsee her weitere Schauer und Gewitter ins Land zogen. In ausreichender Höhenkaltluft traten häufig Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauer auf. Auch wurden an der See weitere Sturmböen der Stärke 9 und bei Schauern stürmische Böen der Stärke 8 registriert.
Aussichten
Erst zum 09.04.2021 konnten sich Tiefausläufer vom Atlantik mit milderer Luft durchsetzen. Doch deuten die Modelle aktuell nicht auf eine stabile Wetterlage hin und der „Kampf der Luftmassen“, wie sie für April typisch sind, ist noch nicht beendet.