Am 11. März 2021 zog das kräftige Tiefdruckgebiet „Klaus“ von der Nordspitze Schottlands über die Nordsee Richtung Skandinavien und brachte Deutschland Orkanböen. Verbreitet wehte stürmischer Wind mit Böen der Stärke 8 Beaufort, in den Spitzen wurden auch im Flachland örtlich orkanartige Böen mit 11 Beaufort registriert. Die höchste Windböe wurde auf dem Feldberg im Schwarzwald mit 150 km/h gemessen.
Umstellung der Zirkulation
Weite Teile des Winters 2020/2021 in Europa waren von einer schwachen Westwinddrift geprägt. Dies wird auch deutlich, wenn man sich den Index der Nordatlantischen Oszillation (NAO) betrachtet. Dieser war von Dezember bis Mitte Februar fast durchweg negativ, was auf geringe Luftdruckgegensätze Island und den Azoren hindeutet.
Seit Mitte Februar hat sich dies nun geändert und der NAO Index ist auf positive Werte gesprungen. Damit einher geht eine zunehmende Westwindzirkulation über dem Atlantik in dessen Folge nun auch Sturmtiefs bis nach Europa vorgedrungen sind.
Zeitlicher Verlauf
Das Frontensystem von Tief „Klaus“ erreichte in den frühen Morgenstunden den Westen Deutschlands. Der Wind erreichte bis zum Morgen vor allem im Westen Deutschlands sowie entlang den Küsten verbreitet Windstärke 8, örtlich auch Windstärke 9. Auf den Bergen der Mittelgebirge wurden zum Teil auch orkanartige Böen gemessen.
Am Vormittag intensivierte sich dann zunächst über dem Westen die Sturmtätigkeit weiter. In Nordrhein-Westfalen wurden dabei örtlich Windböen von mehr als 100 km/h gemessen (Nörvenich: 104 km/h, Issum: 102 km/h). Auch direkt an der Nordseeküste und im Gebirge wurden derartige Windgeschwindigkeiten erreicht.
Die Fronten von Tief „Klaus“ zogen weiterhin rasch über das Land hinweg Am Nachmittag folgte noch eine weitere Troglinie, an der sich Schauer und auch Gewitter bildeten. Besonders beim raschen Durchzug dieser Schauer und Gewitter wurden im Binnenland gebietsweise Windböen von 10 Beaufort erreicht, örtlich wurden sogar 11 Beaufort gemeldet.
Am Abend verlagerte sich dann der Schwerpunkt der Sturmtätigkeit an die Ostseeküste und auch in den Süden Deutschlands. Auf Hiddensee wurde so um 20 Uhr mit Böen bis 122 km/h volle Orkanstärke 12 Beaufort erreicht. Die höchste Böe des Tages in ganz Deutschland wurde zur gleichen Zeit auf dem Feldberg im Schwarzwald mit 150 km/h gemessen.
Höchste gemessene Windböen
WETTERSTATION | HÖCHSTE WINDBÖE [KM/H] |
---|---|
Feldberg/Schwarzwald | 150 |
Nebelhorn | 144 |
Brocken | 140 |
Braunlage-Wurmberg | 133 |
LT Alte Weser | 130 |
Helgoland-Oberland | 128 |
Kiel/Leuchtturm | 128 |
Borkum (MG) | 126 |
Belchen | 124 |
Bad Harzburg-Burgberg | 124 |
Zugspitze | 122 |
Büsum | 122 |
Hiddensee-Dornbusch | 120 |
Weinbiet | 117 |
Spiekeroog | 117 |
St.Peter-Ording | 114 |
Strucklahnungshörn | 111 |
Elpersbuettel | 111 |
FS TW Ems | 108 |
Schleswig/Jagel | 108 |
Hoernum (Sylt) | 105 |
Wangerooge | 105 |
Falkenstein | 105 |
Langeoog | 105 |
Fichtelberg | 105 |
Hornisgrinde | 104 |
Itzehoe | 104 |
Grosser Arber | 104 |
Noervenich | 104 |
Flensburg | 104 |
FS Deutsche Bucht | 104 |
Neuharlingersiel | 104 |
Cuxhaven | 103 |
Wuppertal | 103 |
Esens-Bensersiel | 102 |
Issum | 102 |
Wilhelmshaven (MG) | 102 |
Westerhever | 102 |
Harlesiel-Flugplatz | 102 |
Dahlemer Binz | 102 |
Schauinsland | 102 |
Hohentwiel | 102 |
Potsdam/Babelsberg | 102 |
Wasserkuppe | 101 |
Hofgeismar | 100 |
Westermarkelsdorf | 100 |
Mettingen-Schlickelde | 100 |
Luebbecke | 100 |
Kap Arkona/Ruegen | 99 |
Baltrum | 98 |
Flächendeckende Unwetteranalysen
MeteoIQ stehen in Deutschland Daten von mehr als 1500 Wetterstationen zur Verfügung. Diese fließen auch in unsere Unwetteranalysen ein, die flächendeckend Informationen zu Sturm, Hagel, Niederschlag und Blitzen liefern. Die geographische Verteilung des Sturmfeldes von Tief „Klaus“ am 11. März 2021 sowie die Orte an denen Blitzeinschläge auftraten zeigen die beiden folgenden Abbildungen.
Ausblick
Orkan „Klaus“ leitet eine Periode von windigen Tagen in Deutschland ein. Das nächste Sturmtief wird nach den Prognosen für Samstag erwartet, wobei die Intensität voraussichtlich nicht noch einmal an die von „Klaus“ heranreichen wird.
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