In Deutschland setzte sich 2020 der Wettertrend der Vorjahre fort. Das Jahr fiel erneut zu warm und zu trocken aus. Dabei machte die Sonne Überstunden. Nur in drei der letzten 70 Jahre schien sie noch ausdauernder.
Das Jahr 2020 wird als außergewöhnlich in Erinnerung bleiben. Unerwartete Themen dominierten die Nachrichten des Jahres. Global und auch in Deutschland bestimmte aber auch immer wieder das Wetter die Schlagzeilen. Wir ziehen im Folgenden eine Wetterbilanz des Jahres in Deutschland und blicken auf ungewöhnliche Ereignissen und Top-Platzierungen in der Klimastatistik.
Die Daten unseres Rückblicks wurden vom Deutschen Wetterdienst zusammengestellt und unter https://www.dwd.de veröffentlicht (abgerufen am 31.12.2020).
Das siebente Jahr in Folge zu warm
Mit 10.3 Grad lag die Mitteltemperatur das siebente Jahr in Folge über dem Referenzwert von 8.9 Grad. Als Referenz wird das langjährige Mittel der Jahre 1981-2010 verwendet. Damit teilt 2020 sich mit den Jahren 2019 und 2014 den zweiten Platz in der Rangfolge der wärmsten Jahre in Deutschland seit Aufzeichnungsbeginn 1881. An der Spitze dieses Rankings steht das Jahr 2018 mit einer Jahres-Mitteltemperatur von 10.5 Grad.
Lediglich die Monate Mai und Juli fielen 2020 etwas kühler aus als der langjährige Vergleichswert. Markant stechen die Monate Januar, Februar und August heraus. Die beiden letzteren waren besonders warm und belegen nun jeweils Platz 2 ihrer Monatsranglisten.
Der klassische Hochwinter, in dem zwischen Anfang Januar und Mitte Februar häufig über mehrere Tage polare oder sogar arktische Kaltluft nach Deutschland weht und für Dauerfrost sorgt, fiel 2020 aus. Stattdessen lenkten im Februar West- und Südwestwetterlagen immer wieder milde und feuchte Atlantikluft nach Deutschland. Dadurch lag die Mitteltemperatur im Februar ganze 4.4 Grad über dem Wert der Referenzperiode 1981-2010 von 0.9 Grad.
Im Norden und Osten Deutschlands wurde im Winter 2019/20 an mehreren Stationen kein einziger Eistag registriert. Dass die Temperatur nicht einen Tag im Winter durchgehend im Frostbereich verharrt ist äußerst selten. In Potsdam und Hamburg, beide mit langjährigen Messreihen seit 1894 bzw. 1937, wurde diese Situation im vergangenen Winter erstmals beobachtet.
Begleiterscheinung der ungewöhnlich milden Witterung im Januar und Februar waren kräftige Winterstürme, die wiederholt in rascher Folge über Deutschland hinweg zogen.
April mit Rekord-Sonne
Der April 2020 war auf besonders ungewöhnliche Weise launisch. Anhaltende Hochdrucklagen lenkten immer wieder sehr trockene Luft aus Osten und Norden nach Deutschland. Diese Wettersituation brachte uns Sonne satt. Mit im Gebietsmittel 292 Stunden Sonnenschein war der April in Deutschland der sonnenscheinreichste Monat des ganzen Jahres 2020. Gleichzeitig setzte er einen neuen Rekord als sonnigster April seit Beginn der Aufzeichnungen! Auffallend ist, dass die Plätze 1 bis 7 der Rangliste sonnenscheinreicher April-Monate alle in den letzten 20 Jahren belegt wurden.
Im gesamten Jahr 2020 wurden im Gebietsmittel 1896 Stunden Sonnenschein registiert. Das Jahr belegt damit Platz 4 in der Sonnenschein-Rangliste der letzten 70 Jahre. Seit 1951 waren nur die Jahre 2018, 2003 und 1959 noch sonniger.
Extreme beim Niederschlag: Zwischen Dürre und Hochwasser
Der anhaltende Hochdruckeinfluss im April platzierte den Monat nicht nur beim Sonnenschein ganz oben auf dem Treppchen. Passen dazu führt er die Jahresbilanz auch als der mit Abstand zu trockenste Monat des Jahres 2020. In unserem Blogpost sind wir bereits auf die außergewöhnlich geringe Luftfeuchte eingegangen. Mit einem Gebietsmittel von nur 16.3 l/m2 liegt der April 2020 auf Platz 3 der Rangliste dürrer April-Monate der letzten 140 Jahre.
Über das ganze Jahre und im Gebietsmittel betrachtet, fiel auch das Jahr 2020 zu trocken aus. Regional und im Jahresverlauf gab es jedoch große Unterschiede. Während in den östlichen Teilen Deutschlands wochenlang kaum Regen fiel, gab es im Alpenvorland mehrere Starkniederschlags-Ereignisse, die auch lokale Überschwemmungen verursachten.
Besonders markant sticht der 3./4. August heraus. Das Mittelmeertief „Farideh“ drückte heiße Tropikluft über Südosteuropa bis in den Süden Deutschlands. Hier wurde sie über zuvor von Norden heran gelenkte, feuchte Meeresluft polaren Ursprungs geschoben. Dadurch kam es zu anhaltendem und ergiebigem Dauerregen. Innerhalb eines Tages fielen an einigen Stationen Niederschlagsmengen über 100 l/m². Ein Spitzenwert wurde an der Station Aschau-Innerkoy im bayerischen Chiemgau gemessen. Dort fielen innerhalb von 24 Stunden 152.4 l/m².
Deutlich aus der Reihe tanzt auch beim Niederschlag der Monat Februar. Es war der mit Abstand nasseste Monat des Jahres. Mehr als das Doppelte des langjährigen Wertes wurde im Gebietsmittel verzeichnet. Damit belegt nun der Februar 2020 den Platz 2 in der Rangliste niederschlagsreichster Februarmonate seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Nasser war nur der Februar 1946. Durch die außergewöhnlich milde Witterung ging dabei das Meiste als Regen nieder.
Meteorologische Highlights 2020
Die meteorologischen Highlights der einzelnen Monate haben wir im Folgenden noch einmal zusammengefasst.
Januar: Einer der zehn wärmsten Januarmonate der letzten 140 Jahre und im Deutschlandmittel zu trocken. Schnee fast ausschließlich in hohen Berglagen. Sturmtief „Lolita“ beendete den Monat und brachte zumindest im Süden kurzzeitig etwas Schnee.
Februar: Monat der Stürme. Der stärkste war Orkantief „Sabine“, dessen Sturmfeld Deutschland am 11. Februar überquerte. Ansonsten verlief auch dieser Monat viel zu mild. Es war der zweit-nasseste Februarmonat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.
März: Warm und sonnig. Am 10. März sorgte Sturmtief „Gisela“ für stürmische Verhältnisse in ganz Deutschland.
April: Sonnig und trocken: Platz 1 beim Sonnenschein und Platz 3 der trockensten Aprilmonate seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.
Mai: Weiterhin zu trocken, aber etwas kühler als im Referenzmittel. Markanter Temperatursturz zu den Eisheiligen am 11. Mai, Temperaturunterschiede zum Vortag teils bis zu 20 Grad.
Juni: Kühle, unbeständige und windige erste Junidekade: Stichwort Schafskälte. Ab der zweiten Dekade zu warm mit verbreiteten, teils sehr starken Gewittern. Eine der markantesten Unwetterlagen des Jahres am 13. Juni.
Juli: Im Vergleich zur Normalperiode 1981-2010 leicht zu kühl, dabei aber sonnig und trocken. Zum Monatsende kurze Hitzewelle mit Temperaturen teils über 35 Grad.
August: Der zweitwärmste Augustmonat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Temperaturmaximum des Jahres am 9. August mit 38.6 Grad an der DWD Wetterstation in Trier-Petrisberg. Dazu starker Dauerregen und Überflutungen im Süden, gleichzeitig in anderen Gebieten Deutschlands sehr trocken. Zum Ende des Monats eine sehr ungewöhnliche Wetterlage mit Sturmtief „Kirsten“ im Sommer.
September: Leicht zu warm und zu trocken bei viel Sonnenschein. Mitte des Monats gebietsweise noch einmal Temperaturen über 30 Grad. Am Monatsende hingegen ein rasanter Temperaturrückgang mit Höchstwerten im nur einstelligen Bereich. In den hohen Lagen der Mittelgebirge fällt der erste Schnee der neuen Saison.
Oktober: Ein nasser, wolkenreicher und meist milder Herbstmonat. Besonders markant sticht Vb-Tief „Gisela“ heraus, mit hohen Niederschlagsmengen und Sturmflut an der Ostsee. )*
November: Drittsonnigster November seit 1951, dazu meist mild und trocken. Vor allem am Monatsanfang ungewöhnlich hohe Temperaturen mit neuen Rekorden. An der Station Bad Dürkheim wird am 2. November ein Tageshöchstwert von 24.0 Grad gemessen.
Dezember: Zu mild und im Gesamtbild zu trocken, außer im Südwesten. Dazu wenig Sonnenschein. Im Süden und in der Mitte in höheren Lagen gebietsweise “weiße Weihnachten”.
Die doppelte “Gisela”
Gleich zwei Tiefs mit Namen “Gisela” sorgten im Jahr 2020 für besondere Wettersituationen in Deutschland.
Am 10./11. März fegten am Rande des nordatlantischen Wirbels “Gisela” Sturmböen über Deutschland. Begleitet wurden sie von heftigen, anhaltenden Regenfällen. Die Wetterstation auf dem Brocken im Harz verzeichnete in der Nacht zum 11. März Böen in Orkanstärke.
Die zweite “Gisela” des Jahres sorgte vom 13. bis 16. Oktober für anhaltenden, kräftigen Dauerregen und Sturmböen in der Osthälfte Deutschlands. Schließlich verabschiedete sich das Vb-Tief mit einer Sturmflut an der Ostseeküste. In unserem Blogpost sind weitere Informationen zu diesem Ereignis zu finden.
Die doppelte Verwendung des Tiefdrucknamens hängt mit dem Verfahren der Benennung von Tief- und Hochdruckgebieten in Deutschland zusammen. Die Namen der jeweils im Herbst festgelegten Listen werden im Laufe des Jahres von der von der Berliner Wetterkarte vergeben.