Der April 2020 war in weiten Teilen Europas außergewöhnlich trocken und sonnig. Nachdem bereits im März vom Osten Frankreichs bis zum Nordkaukasus zu wenig oder gar kein Regen gefallen war, entwickelte sich unter andauerndem Hochdruckeinfluss bis in die letzte April-Dekade eine zunehmende Dürre. Über Wochen hinweg bestimmte sehr trockene Festlandsluft das Wetter in weiten Teilen Europas. Erst zum Ende des Monats wurde sie durch feuchtere, atlantische Luftmassen abgelöst.
Gehemmte Saatentwicklung
Außergewöhnlich geringe Luftfeuchte
Neben dem Mangel an Regen selbst fiel auch die Trockenheit der Luft selbst auf. Wir haben uns die relative Luftfeuchte in diesem April genauer angesehen und vergleichen sie mit dem Mittel der letzten 10 Jahre.
Bei Dürre im Frühjahr richtet sich das Augenmerk besonders auf die Saatentwicklung in der Landwirtschaft. Hier wurden die ersten Entwicklungsphasen der Freiland-Frühjahrskulturen vom Wetter maßgeblich gehemmt. Inzwischen stufte die Europäische Kommission die Situation von Ostfrankreich und Benelux bis in den Norden Rumäniens als “area of concern” (Problembereich) ein (1).
Für den Vergleich verwendet haben wir die im April täglich um 14 Uhr an rund 1000 Wetterstationen in Deutschland gemessene relative Luftfeuchte. Diese Daten wurden in Klassen eingeteilt (0-10 % relative Luftfeuchte, 10-20 % relative Luftfeuchte usw.). Im Diagramm zeigen wir, wie sich die Messwerte der Wetterstationen über unsere Klassen verteilen – im Mittel der letzten 10 Jahre (blau) und diesem Jahr 2020 (ocker). Der Unterschied ist frappierend: In diesem Jahr ist die Häufigkeitsverteilung deutlich in den trockenen Bereich verschoben. Bei 3/4 aller Messungen wurde der Wert von 50 % relativer Luftfeuchte nicht überschritten.
Die letzten drei Apriltage brachten schließlich Regen und feuchtere Luft. Während die Luftfeuchte selbst nun wieder angestiegen ist, wurde das Niederschlagsdefizit nördlich des Alpenraumes noch lange nicht ausgeglichen.
Wetterdaten-Archiv für Gutachten
Der Vergleich mit Messdaten vergangener Jahre hilft, die Ungewöhnlichkeit von Wetterereignissen zu bewerten und einzuordnen. MeteoIQ hat Zugriff auf ein umfangreiches Archiv von Beobachtungsdaten, die wir mit meteorologischem Fachwissen aufbereiten und interpretieren. Damit können wir Ihre Fragen zu Wetterereignissen kompetent und für Ihren Anwendungsfall zugeschnitten beantworten.
Quellen:
JRC MARS Bulletin Vol. 28 No 4: https://ec.europa.eu/jrc/sites/jrcsh/files/jrc-mars-bulletin-vol28-no4.pdf, April 2020